Kurz analysiert
Ein Kulturwandel braucht Menschen, die offen sind und nicht auf ihrem Territorium beharren. Leider ist territoriales Denken im Wissenschaftssystem verbreitet. Das Beharren auf Positionen oder Verwenden einer unverständlichen Sprache erschwert den Wandel. Manchen ist nicht klar, warum ein Umbruch notwendig ist. Wissenschaftler*innen, die sich für einen Wandel einsetzen, hilft es über ihr Vorhaben und die eigene Arbeit zu sprechen. Jeder Mensch bringt Fähigkeiten mit. Ein offener Prozess im Austausch treibt einen Kulturwandel besser voran als das Beharren auf territorialen Ansprüchen.
Hoheitsgebiet Für ein nachhaltiges und professionelles Public Engagement müssen wir wegkommen vom territorialen Denken. Das Gleiche gilt für die Etablierung der Wissenschaftskommunikation. Ein Umdenken und offen sein für Neues hilft.
Menschen, die sich trauen Neues zu wagen und bestehende Strukturen durchbrechen, können etwas verändern. Das ist nicht einfach. Vor allem, wenn das bei den anderen so ankommt, dass sie etwas verlieren können. Zum Beispiel der Anspruch auf eine gewisse Vormacht-Stellung. Diese äußert sich in Teilen im Wissenschaftsbereich. Während First Steps – dem Symposium für Austausch und Vernetzung im Public Engagement äußerte ein Community-Mitglied: Wenn Aufbruch gewagt werde, käme das Gefühl auf: man würde dauernd jemandem auf die Füße treten. Das sei nicht beabsichtigt.
Nachhaltige Etablierung des Feldes
Ganz anders das Gefühl innerhalb der First Steps Community: Nach der Wahrnehmung einiger Mitglieder unterstützen sich alle gegenseitig. Keine*r schaue, wo er oder sie sich abgrenzen kann, um territorial den eigenen Bereich zu verteidigen. Neues zu schaffen, Vorhandenes umzudenken und das Feld nachhaltig zu etablieren, sind für einen Kulturwandel notwendig. Eine Ellenbogen-Mentalität ist hinderlich. Leider ist sie allzu häufig in Deutschland zu finden.
Im Allgemeinen geht es bei dieser Mentalität um einen Besitzanspruch, der anderen den Zugang erschwert oder sogar ganz verbietet. Es beginnt mit der Position, auf Anspruch erhoben wird und geht über in eine unverständliche Sprache. Der Wissenschaftsbereich verwendet Begriffe, die für die Bevölkerung unverständlich sind und sogar für Kolleg*innen aus anderen Fachbereichen. Forschende sollten Studien allgemein verständlicher schreiben. Sodass die Lesenden kein Fachwissen zum Verständnis benötigen. Das erschwert den Zugang und steckt das Territorium deutlich ab.
Angst vor Verlust
Einige versuchen einen Wandel einzuleiten und stoßen dabei oft auf Ablehnung. Manche Menschen innerhalb des Systems haben Angst ihre Legitimität zu verlieren. Hilfreich wäre das Erzählen der eigenen Arbeit bzw. des Austausches darüber, wie der Kulturwandel ablaufen soll. So entsteht ein gegenseitiges Verständnis. Keine*r muss Angst haben, seine Legitimität zu verlieren. Aufmerksames Zuhören sowie Nachfragen ist notwendig. Und natürlich: ohne Vorurteile Neuem begegnen.
Damit das funktioniert, ist eine gemeinsame Sprache sinnvoll. Jede*r braucht eine ähnliche Vorstellung von Public Engagement und Wissenschaftskommunikation. In Deutschland gibt es keine gemeinsamen Definitionen dazu. Die First Steps Community ist dabei eine zu entwickeln. Die Community bildete sich aus dem gleichnamigen Symposium. Es fand Anfang September 2021 statt. Jede*r ist willkommen Teil der Community zu werden. Nicht nur ein gemeinsames Verständnis über Begrifflichkeiten ist notwendig auch eines über andere Systeme. Laut des Soziologen Niklas Luhmann ist das Problem, dass diese abgeschlossen sind. Die Wissenschaft versteht nicht, wie Teile der Gesellschaft funktionieren. Über eine gemeinsame Sprache lässt sich das aufbrechen.
Und Ihre Expertise?
Zum territorialen Denken gehört außerdem die Frage: „Aus welchem Bereich kommen Sie bzw. als was sind Sie tätig?“. Das kategorisiert. Die Antwort könnte ein Vorurteil bestätigen, das man evtl. mit der Institution in Verbindung bringt. Falls die Person keinen akademischen Abschluss hat, verweist die Antwort implizit auf einen Platz. Nach dem Motto: „Ich mit meinem Professoren Abschluss bin höhergestellt, als Sie mit einer Ausbildung.“ Nachhaltiger wäre es, zu fragen: „Was ist Ihre Expertise?“
Jeder Mensch bringt etwas mit seinen Fähigkeiten ein. Diversität und andere Blickwinkel treibt den Kulturwandel voran. Genauso der Blick auf das internationale Feld, was teilweise weiter im Public Engagement und in der Wissenschaftskommunikation ist. Ein Austausch kann Fehler vermeiden, welche die internationalen Kolleg*innen bereits gemacht haben.
Input von außen – egal ob aus einem anderen Land oder einem anderen Fachgebiet hilft. Ohne den Austausch bleibt jede*r festgefahren in seinen bekannten Denkweisen.
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Foto: David Mark