TikTok und WissKomm – passt das zusammen?

Kurz analysiert

TikTok ist doch unseriös. Aussagen wie diese fallen oft im Zusammenhang mit der chinesischen Videoplattform. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es stimmt. Zum Teil stechen sehr skurrile Tanzvideos hervor. Doch immer mehr Organisationen wie Wissenschaft im Dialog und sogar die Tagesschau posten auf der Plattform. Die Zielgruppe sind die 16- bis 24-Jährigen. Auch einige Wissenschaftler*innen haben das Potential erkannt und zeigen in Kurzvideos etwas über ihre Arbeit. TikTok selbst möchte mehr in Wissen investieren und ruft dazu mit dem #teiledeinwissen auf. Für die Kommunikation von Wissen und Wissenschaft lohnt es sich auf jeden Fall in die Videoplattform Zeit zu investieren. Die eine Milliarde monatlichen Nutzer*innen (Stand 2019) sollten Ansporn genug sein. 

Social Media Mit dem #TeileDeinWissen ruft TikTok dazu auf, die eigenen Kenntnisse und Erfahrungen weiterzugeben. Will TikTok nun erwachsen werden? Nein, die Videoplattform erkennt ihr eigenes Potential. Die Wissenschaftskommunikation sollte das wahrnehmen, wenn sie junge Menschen erreichen möchte.

Wenn ich an TikTok denke, kommt mir die Kommunikation von Wissen am wenigsten in den Sinn. Im Gegenteil ich denke an Jugendliche, die zu irgendwelchen Songs performen. Ist dieses Videoportal seriös genug für die Kommunikation von Wissen und Wissenschaft? Wissenschaft im Dialog würde diese Frage wahrscheinlich mit ja beantworten. Als viral_news_wid stellt die Organisation Challenges, Spiele und Erklärvideos hoch.

TikTok Nutzer*innen wollen Unterhaltung

Auch das Naturkunde Museum Berlin ist auf TikTok. Die Macher*innen erklären anhand ihrer Ausstellungsexponate wissenswertes über Tiere und die Natur. Die Videos sind professionell gemacht und mit Musik unterlegt. Das Museum erreicht damit 23.4 Tausend Follower und zeigt der jüngeren Zielgruppe, dass dieser Ort alles andere als langweilig ist. Gute Kommunikation von Wissen kann unterhaltend sein.

@mfnberlin

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♬ TRICK OR TREAT – ALP Music

TikTok versteht sich als Unterhaltungsplattform. User*innen performen zu Songs oder rufen zu Challenges auf. Zum Bespiel produzierten die User*innen unter dem #cleansnap Vorher-Nachher-Videos. Zuerst zeigten sie den dreckigen Platz, dann den sauberen. Challenges und andere Kurzvideos sind erfolgreich. Das zeigen die eine Milliarde monatlichen aktiven Nutzer*innen (t3n: Stand November 2019). Anfang Mai 2020 wurde die App über zwei Milliarden Mal heruntergeladen. Das sollte Grund genug sein, WissKomm auf dieser Plattform anzubieten.

INFO – Facts über TikTok

  • 41 % der Nutzer*innen sind zwischen 16 und 24 Jahre alt (Globalwebindex 2019)
  • 53 Minuten pro Tag verbringen die Nutzer*innen durchschnittlich auf TikTok (BusinessofApps 2019)
  • Laut Sensor Tower war TikTok im Jahr 2019 die am meisten heruntergeladene App im Apple App Store; dann erst kam YouTube, Instagram, Facebook, Snapchat.

Die Menschen weltweit sind begeistert von der App. Unteranderem deshalb, weil sie einfach zu bedienen ist. Die Nutzer*innen gestalten individuell die Videos mit vielen Effekten. Die 15- bis 60-sekündigen Clips zwingen den Creator kurz und prägnant zu formulieren. Für die Kommunikation von Wissen und der Wissenschaft ist das gar nicht schlecht. Es ist gut komplexe Erkenntnisse auf verständliche Weise herunterzubrechen.

Hinter den Kulissen der Wissenschaft

TikTok bietet auf jeden Fall neue Möglichkeiten für die Kommunikation. Einige Wissenschaftler*innen haben TikTok bereits für sich entdeckt. Besonders beliebt sind diewissenschaftlerin oder doc.felix. Felix spricht über Gesundheit und Amelie Reigl über Biologie-Themen, ihre Arbeit im Labor und ihrem Alltag als Wissenschaftlerin.

Vor allem Amelie Reigl nimmt ihre Follower*innen direkt mit und gibt ihnen das Gefühl an ihrem Alltag teilzuhaben. Eine schöne Methode, um die Menschen hinter die Kulissen von Wissenschaft blicken zu lassen. Persönliches über ihre Pflanzenliebe schafft Nähe und zeigt, dass Wissenschaftler*innen nicht im Elfenbeinturm sitzen, sondern ein ganz normales Leben haben.

Spontanität und Kreativität machen TikTok aus

Das Smartphone ist zu einem ständigen Begleiter geworden. Wenn es die Forschung erlaubt, ist es einfach für Wissenschaftler*innen ihr Smartphone während eines Versuchs mitlaufen zu lassen und dabei etwas zu erklären. So wird ganz nebenbei kommuniziert und das ohne großen Aufwand.

Die WissKomm Kanäle von offiziellen Organisationen wie Wissenschaft im Dialog oder dem Naturkunde Museum Berlin sind aufwendiger produziert. Sie unterscheiden sich von den TikToks der jungen Wissenschaftler*innen. Zum Beispiel postet Quarks Erklärvideos, die auch auf Instagram oder YouTube zu sehen sind. Die Videos sind ansprechend produziert und erklären Komplexes kurz und knapp.

Unterhaltsamer Content ist notwendig

Für mich stellt sich die Frage, ob das tatsächlich die 16- bis 24-jährigen erreicht. Denn die Videos sind anders als die geläufigen TikToks produziert, eher strukturiert als unterhaltsam. Das macht meiner Meinung nach TikTok aus. Es geht um unterhaltsamen Input, der gestalterisch von jedem gemacht werden könnte.

Einen ähnlichen Content wie auf YouTube oder Instagram zu verwenden, ist weniger sinnvoll. Jedes Medium fordert andere Formate. Wer TikTok nutzt, muss sich an die Machart anpassen. Die Videos sollten locker, individuell und mit Musik unterlegt sein. Vor allem sollten sie die Gestaltungsmöglichkeiten nutzen. User*innen sollten beim Schauen Spaß haben. Dann werden auch junge Menschen erreicht, die sich auf den ersten Blick nicht für Wissenschaft interessieren. Wer es schafft Wissen kreativ zu verarbeiten, wird mit Follower*innen belohnt.

TikTok investiert in Wissen

TikTok will selbst mehr in Wissen investieren. Unter dem #TeileDeinWissen und dem Motto „Wir sind alle Expert*innen für etwas“ werden Menschen dazu aufgerufen. Mit dem #LernenMitTikTok investiert die Plattform in Deutschland rund 4,5 Millionen Euro zur Förderung von Creator*innen, die ihr kurzes Wissensvideo hochstellen. Die Lerninhalte sollten unterhaltsam und leicht verständlich vermittelt werden. Der Bedarf an Wissen ist da. Die Plattform könnte damit die Wissenschaft unter jungen Menschen attraktiver machen. Zwischen unterhaltsamem Content sehen sie Wissen-Videos, die in der Regel auch kreativ und unterhaltsam sind. TikTok bietet aus meiner Sicht ein großes Potential für die Kommunikation von Wissen und Wissenschaft.

Quellen:

Brien, Jörn: Social-Network-Rekord: Tiktok brauchte nur drei Jahre bis zur Nutzermilliarde. In: t3n.de. 13. November 2019, abgerufen am 17. März 2020.

Rotter. Brian: Das schaffte bisher nur Facebook: Tiktok erreicht 2 Milliarden Downloads. In: t3n.de. 3. Mai 2020, abgerufen am 18. Mai 2020.

https://newsroom.tiktok.com/de-de/tiktok-launcht-lernenmittiktok-und-vereint-entertainment-und-lernen

https://www.tiktok.com/@diewissenschaftlerin?lang=de-DE&is_copy_url=1&is_from_webapp=v1

https://www.tiktok.com/tag/teiledeinwissen?is_copy_url=1&is_from_webapp=v1

https://www.tiktok.com/@quarks?lang=de-DE&is_copy_url=1&is_from_webapp=v1

https://www.tiktok.com/@mfnberlin?is_copy_url=1&is_from_webapp=v1

https://www.tiktok.com/@doc.felix?lang=de-DE

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